Sportlicher Leiter Johann Dendl im NÖN Gespräch

Publiziert von Armin Grasberger am 21. Juni 2020

An eine Funktionärskarriere hatte Johann Dendl eigentlich nie gedacht. Weil er seinen Verein, den SVU Mauer-Öhling, in einer schwierigen Phase aber nicht im Stich lassen wollte, ist er „so reingerutscht“ und heute Sektionsleiter der Mauringer.

Ein ehrlicher Kerl ist er. Blatt vorm Mund? Gibt's nicht. Das macht Johann Dendl zu einem interessanten Interviewpartner. Als Sportlicher Leiter ist der „Ur-Mauringer“, wie er sich selbst bezeichnet, mitverantwortlich für die Entwicklung seines Herzens- und Heimatvereins. Auf die Frage, ob ihn eine Funktionärskarriere schon immer gereizt hatte, antwortet er kurz und knapp: „Nein, gar nicht.“ Gefolgt von einem herzlichen Lachen. Ein ehrlicher Kerl.

Mit 15 Jahren schaffte er es einst in die Kampfmannschaft des SVU Mauer. Seinem Verein hielt er großteils des Treue. Zwischendurch probierte er sich in Winklarn und Böhlerwerk. Die letzten beiden Jahre seiner langen Laufbahn verbrachte er in Aschbach. Ein Kreuzbandriss beendete seine Karriere abrupt. „Wäre das nicht passiert, ich hätte sicher noch weitergespielt.“ Während er noch für Aschbach kickte, betreute Dendl dort bereits Nachwuchsteams. Just am Tag, als er die Prüfung für die UEFA-B-Lizenz abgelegt hatte, öffnet sich für ihn eine Tür. „Mauer hatte sich von Trainer Norbert Aigner getrennt und Andreas Singer als Nachfolger präsentiert. Bei der Besetzung des Co-Trainerpostens hatten die Verantwortlichen an mich gedacht. Diese Möglichkeit wollte ich unbedingt nutzen. Singer war ein Top-Mann, von dem ich viel lernen konnte.“ Das Duo schaffte es in der Saison 2014/15 gerade noch, den Abstieg aus der Gebietsliga West zu verhindern. „Eine schwierige Phase.“

Verjüngung mit Augenmaß

Eine Phase, in der Dendls Vorgänger als Sportlicher Leiter, Günter Fischer, irgendwann keine Energie mehr hatte und sich zurückzog. Dendl übernahm. „So bin ich da reingerutscht. Und eigentlich hatte ich es nicht vor, überhaupt so lang zu machen.“ Wie gesagt: Ein ehrlicher Mann. „Aber ich wollte meinen Verein in diesen heiklen Zeiten nicht im Stich lassen.“ Mittlerweile hat der SVU Mauer-Öhling wieder in ruhigere Fahrwasser gefunden. Die Mannschaft wurde kontinuierlich verjüngt. „Erst im Winter haben wir zwei arrivierte Spieler abgegeben“, sagt Dendl. Ausschließlich auf die junge Garde zu setzen, findet er aber falsch. „Das wird ja immer wieder gefordert, ich weiß. Aber so blauäugig darf man nicht sein. Eine Mannschaft braucht auch Routine. Am besten eine Achse von vorne bis hinten.“ Er geht sogar noch einen Schritt weiter in seinen Überlegungen. „Die gesamte Verantwortung an die Jungen zu delegieren, wäre unfair. Sie brauchen Zeit, machen bei zehn super Spielen auch drei wirklich schlechte. Aber das ist normal. Mit den Jahren werden die schlechten Partien dann immer weniger. Aber bis dahin benötigen sie Leitfiguren, an denen sie sich anhalten können. Und das wird im Fußball, meiner Meinung nach, immer Bestand haben.“

Die eifrigen Leut‘ in der Kantine

An das Leben als Funktionär hat sich Johann Dendl mittlerweile weitestgehend gewöhnt. Die aktuelle Situation stellt aber, no na, eine besondere Herausforderung dar. „Normalerweise steht der Fahrplan für die Sommervorbereitung schon im Jänner/Februar. Diesmal geht das halt nicht. Und weil ja noch immer die klaren Vorgaben seitens der Regierung fehlen, kannst du nur schwer etwas planen. Es ist schon sehr viel Arbeit.“ Honoriert wird die in seinen Augen manchmal zu wenig. „Da kommen dann halt so Aussagen wie: Die Leut‘ in der Kantine sind ja eifriger als du!“, erzählt er lachend. „Aber das sind halt Menschen, denen der Einblick ins Fußballgeschäft fehlt.“ Um die abgesagte Frühjahrssaison tut es ihm schon ein wenig Leid. „Wir hatten eine richtig gute Vorbereitung, konnten die Mannschaft weitestgehend zusammenhalten. Unser Trainer ist ein akribischer Arbeiter, er hätte die Burschen mit Sicherheit richtig eingestellt. Es wäre spannend gewesen, in dieser Konstellation in die Rückrunde zu starten.“

In seiner Funktion als Mauringer Sektionsleiter hat Johann Dendl ein Ablaufdatum. Ein selbst gewähltes. „Ich seh‘ das ganz emotionslos“, sinniert er. „Bei meinem Amtsantritt damals hab ich gesagt, dass ich das für zwei/drei Jahre machen werde. So habe ich es auch zu Hause versprochen. Ich hoffe, dass ich dieses Versprechen halten kann.“ Dann wird er Platz für frischen Wind machen. „Ich habe zwei Töchter und eine sehr verständnisvolle Frau. Irgendwann kann der Fußball nicht mehr die Nummer eins sein.“ Seinem Verein wird er aber auch danach zur Verfügung stehen. In welcher Form und Funktion auch immer. Für einen endgültigen Abschied ist die Verbindung zum SVU nämlich eindeutig zu stark. „Mauer ist einfach mein Heimatverein. Alle meine Freunde sind hier. Und auch, wenn man sich ein Zeitl nicht mehr gesehen hat bleibt diese Verbundenheit.“

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